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Kurz notiert

Treffen sich 2 Planeten. Sagt der eine: "Mir geht es gar nicht gut, ich habe `Homo Sapiens`". Darauf der andere :"Macht nichts, das geht vorbei !"

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Andere Bezeichnung für Einwohner des Oberbergischen Kreises?

--- Schluchten-Yeti -----

Besondere Ereignisse: Der Winter 1978/79

Besondere Ereignisse: Der Winter 1978/79

Jedes Jahr ab Anfang Dezember hoffen und freuen sich vor allem Kinder und Jugendliche im Rheinland auf eines: Schnee auf den Straßen. Nicht der berühmte Zentimeter, sondern mal so richtig. Mit 10 Zentimeter wäre es ein Kinder- u. Jugendwinter.

Der Jahreswechsel 1978/79 brachte aber auch für das Rheinland die Ernüchterung, das Schnee und Kälte lebensbedrohlich sein kann. Aber fangen wir von vorne an.

Im September 1978 begann ich meine Ausbildung zum Bäcker u. Konditor in der kleinen Stadt Viersen am Niederrhein. Es ist ein harter Job, nichts für Weicheier. Aber er macht auch Spaß. Der Dezember 1978 lässt das Rheinland spüren, das hier meistens ein verlängerter Herbst den Winter prägt. Ich war dankbar für dieses Wetter, denn ich hatte einen Anfahrtsweg von einer halben Stunde per Mofa. Und um 04:30 morgens freut man sich auf keinen Frost.

Bis Weihnachten gab es zwar mal ein paar kältere Tage, aber insgesamt nichts aufregendes. Auch der Wetterbericht versprach in keinster Weise Besserung in Richtung Winter, und als Jugendlicher hakt man dann auch schnell ab. Die Weihnachtstage selbst zählten 1978 mit zu den wärmeren Tagen. Bei Temperaturen um die 10°C benötigt auch der Rheinländer keinen dicken Pulli und Pelzmantel.

Weihnachten 1978

Weihnachten 1978

Wie man hier schön sieht, befindet sich vor allem das Rheinland unter einer wärmeren Luftmasse.

Noch am 29.12.1978 verkündete der Wetterbericht zwar zurück gehende Temperaturen, doch ob nun 10°C oder 5°C ist dann irgendwie auch egal. Etwa zum gleichen Zeitpunkt gab es die ersten kurzen Berichte über Schneefälle in Norddeutschland. Nun ist für einen Rheinländer auch Norddeutschland extrem weit weg, so das wir es nur zur Kenntnis nahmen.

Auch der 28.12.1978 ist mehr trüb und mild

Auch der 28.12.1978 ist mehr trüb und mild

Richtung Jahreswechsel wurde es sogar noch etwas milder, wie man an der Karte sehen kann. Nur über Skandinavien sieht man den gigantischen Kältepol lauern.

Der 30.12.1978 war ein Samstag, und damit letzter Arbeitstag im alten Jahr. Und in meiner Ausbildung bedeutete dies: Arbeitsbeginn um 00:00 Uhr wegen Sylvesterbrezel und anderen Backwaren. Es war regnerisch, und das Außenthermometer an der Backstube zeigte um 05:00 Uhr morgens ca. 8°C an. Ein typischer rheinländischer Wintertag. Erst gegen 09:00 Uhr begann es merklich kühler zu werden. Und zwar schlagartig.

Als wir um 11:00 Uhr morgens Feierabend hatten, lag eine kleine Eisschicht auf meinem Mofa. Innerhalb von wenigen Stunden fiel die Temperatur knapp auf den Gefrierpunkt. Aber auch das ist nicht ungewöhnlich, denn genau so schnell wird es auch wieder wärmer. Am Abend des 30.12.1978 erschien dann ein erster Hinweis auf etwas Schnee und etwas kälter.

Der erste Warnschuss am 30.12.1978

Der erste Warnschuss am 30.12.1978

An dieser Karte sieht man die Ausdehnung des Kältepols Richtung Westeuropa. Zu diesem Zeitpunkt beginnt in Schleswig-Holstein und Dänemark die Katastrophe

Und dann passierte die vorher über Norddeutschland liegende Kaltfront auch das Rheinland. Am Morgen des 31.12.1978 lagen unverhofft ca. 15 Zentimeter Schnee, bei dramatisch zurückgehenden Temperaturen. In meinem Zimmer waren die Scheiben von innen mit Eis bedeckt, und ein strammer Ostwind fegte uns den Schnee um die Ohren.

Am Sylvestertag wird deutlich, was da auf Mitteleuropa zurollt

Am Sylvestertag wird deutlich, was da auf Mitteleuropa zurollt

Am 31.12.1978 liegen Frühling und tiefster Winter knapp 100km auseinander. An diesem Tag befindet sich Norddeutschland schon unter einer lebensbedrohlichen Schnee- u. Eisdecke, die Züge der Deutschen Bundesbahn kommen max. noch bis Bremen.

In der Nacht auf den 01.01.1979 sank das Thermometer bis auf -18°C ab, und selbst am Tage wurde -10°C nicht mehr überschritten. An diesen Tagen wurde Deutschland von einer seither nie mehr dagewesenen Wetterlage erfasst. Norddeutschland versank im Schnee, und hatte davon mehr als die Alpen. Der gesamte öffentliche Verkehr wurde eingestellt. In meiner Heimatstadt Mönchengladbach wurden die Straßen für Schlitten und Gleitschuhe frei gegeben.

Norddeutschland selbst kämpfte ums Überleben. Zahlreiche Bauernhöfe und Ortschaften waren durch Schneeverwehungen von bis zu 8 Metern von der Außenwelt abgeschnitten. Zahlreiche Tiere erfroren, tausende Weihnachtsurlauber saßen auf den Nordseeinseln fest. Im Rheinland platzten zahlreiche Wasserrohre, Autos versagten und blieben stehen, zahlreiche LKW´s konnten nicht starten, da der Diesel aufgrund der niedrigen Temperaturen ausflockte. Auch das Bergische wurde wohl extrem hart getroffen, wie man mir berichtet hat.

Kaltluft strömt mit verheerenden Folgen Richtung Süden

Kaltluft strömt mit verheerenden Folgen Richtung Süden

The Day after. Nun ist auch das Rheinland ge- u. betroffen. Schnee und Kälte in ganz Europa fordern binnen weniger Stunden etliche Tote. Der gesamte Norden wird zum Katastrophengebiet erklärt, alle Autobahnen sind gesperrt. Zahlreiche Züge stecken in meterhohen Schneeverwehungen fest, die Lebensmittelversorgung der Einwohner ab Bremen ist zeitweise nur aus der Luft möglich. In vielen Ortschaften bricht die Stromversorgung zusammen.

Seit diesem Winter mit seinen katastrophalen Auswirkungen, freute sich über viele Jahre hinweg der Rheinländer auf seinen 8°C warmen Schmuddelwinter. Die Schneekatastrophe liegt jetzt 31 Jahre zurück. Seit dieser Zeit wissen wir alle, das Schnee und Kälte in kürzester Zeit das gesamte öffentliche Leben lahm legen kann.

Quellenangabe Wetterkarten: www.wetterzentrale.de

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