Ich bin wahrlich kein Fan deutscher Musik. Die seinerzeit über Deutschland rollende NDW fand ich persönlich schwach und einfältig. Aber es waren natürlich andere Klänge als die in den 70ern, und damit immer noch besser. Erst als ich Anfang der 90er in Berlin den Rockgeiger „Hans die Geige“ traf, wusste ich, es geht auch anders.

Nun dient Musik auch als Transportmittel von Bildern und Stimmungen. Und die englischsprachigen Bands hatten hier immer einen Vorteil: wir haben sie nämlich nie verstanden. War der Sound gut, achtete niemand auf Text und Aussage.

Vor gut drei Monaten wurde ich mit der Gruppe Grobschnitt konfrontiert. Ausgerechnet eine deutsche Rockband, und dann auch noch aus Hückeswagen. Ich musste einen begeisternden Vortrag über mich ergehen lassen, wurde mit Pressematerial überschüttet, und blieb in alt gewohnter Manier auf Distanz. Man(n) ist halt Deutsch. Zu stark war der Sound und die Bilder von Deep Purple, Pink Floyd und Dire Straits bei mir eingebrannt. Für Grobschnitt war beim besten Willen kein Platz.

Jetzt hat Hückeswagen allerdings ein Problem. Wir befinden uns zwischen gutem Willen und maroden Zuständen. Viele Menschen möchten eine Veränderung, schaffen es aber nicht bzw. wissen nicht wie. Im Jahr 2008 ließ man zwei gigantische Chancen, das WDR2 Spektakel und den Sommerbob von Hammerevents, durch die Stadt ziehen. Danach legten sich alle wieder hin zum gemütlichen Beisammensein.

Im Juni 2009 sendete mir einer der Initiatoren einen Videolink zu mit der Bitte, doch einfach mal rein zu schauen. Lassen Sie es mich so formulieren: mir fiel die Kinnlade auf den Tisch. Eine gewaltige Musik, fantastisch in Szene gesetzt, nicht einfach nur heruntergespielt, und das von einer deutschen Band. Stellt sich natürlich die Frage, wann ist ein Sound gut, zumindest nach meiner Vorstellung? Du schließst die Augen und beginnst eine Reise. Im Idealfall geht der Sound in die Ohren und tritt an den Füßen wieder hinaus. Dann ist es perfekt. In meinem Falle stellten sich alle Zehen senkrecht.

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Verband ich den Namen GROBSCHNITT bislang mit einer der viel zu vielen Coverbands, so wurde hier meine Meinung in Schutt und Asche gelegt. Es folgte dann ein Besuch des GROBSCHNITT-Forums. Bedingt durch die suspekten Erfahrungen diverser Fotografie-Foren war ich auf alles gefasst. Nur auf eines nicht: auf Lebensfreude, auf Begeisterung, auf Kompetenz.

Dann war für mich schnell klar, das Hückeswagen mit einer solchen Band und einem Konzert hoffnungslos überfordert ist. Denn es kamen keine Mitglieder eines Schützenvereines oder der berühmte Stammtisch. Allesamt gestandene Männer und Frauen mit Familie, mitten im Leben stehend, viele Lebensstürme er- u. überlebt, und nun der gerichtete Blick nach Hückeswagen.

Es standen zwei Möglichkeiten im Raum. Die erste: man wartet bis zum Konzert, bedankt sich vielleicht noch für den Konzertbesuch, und lässt alle wieder nach Hause fahren. Das wäre die typisch bergische Mentalität gewesen, und hier hätte ich nicht mitgespielt. Die zweite Variante: wir schaffen es irgendwie, das Bild von Hückeswagen in der Form: quirlig, lebendig, lebenswert zu transportieren. Sie mögen jetzt denken, ist doch kein Problem. Doch angesichts zahlreicher menschlicher Kriegsschauplätze, Geklüngel und politischer Unterströmungen, war und ist es ein Problem.

Mit der Gestaltung der Schaufenster des Kulturhauses Zach, der Einbindung des Jugendclubs „Freestyle-Club“, die Integration der Gastronomiebetriebe „Haus Hartmann“ und „Asiatisches Restaurant“, dem Aufbau der Fanleinwand, zahlreiche Presseberichte der Bergischen Morgenpost (BM) und des Remscheider General Anzeigers (RGA), der Fanwanderung um die Wuppervorsperre, und die von uns gestalteten Presse-CD´s , dienten als Transportwege für unser ehrgeiziges Ziel.

Der Kameramann Knut Reinhardt bannte mit seinen Einstellungen den Esprit des Konzertes auf Film.

Die Schaufenster des Kulturhauses Zach ziehen zahlreiche Menschen an

Das ein Großteil der Stadtverwaltung und der Verbände sich aus den Vorbereitungen heraus hielt, war ein begrüßenswerter Schachzug. Denn so konnte ungehindert der Aufbau der Bilder und Stimmungen durchgeführt werden. Es hätte auch keinen Sinn gemacht, konservativ eingestellte Leute mit in den dynamischen Prozeß zu integrieren.

Das Konzertevent in Hückeswagen wurde von Seiten der Fans als das Beste aller Zeiten gewürdigt. GROBSCHNITT legte als Dank einen fantastischen Sound hin. Durchweg alle Beteiligten, und hier vor allem die angereisten Fans, nahmen das von uns präsentierte Bild von Hückeswagen an.

Fan-Zitate:
„…ich kann das alles noch nicht in Worte packen…“
„…danke hückeswagen…“
„…es war das beste Konzert aller Zeiten. Nicht nur der Sound, auch das drum herum war perfekt…“

Dank an GROBSCHNITT und seine Fans. Und vor allem Danke an Norbert Heider für die Korrektur meiner Blickrichtung.

GROBSCHNITT wird neben Pink Floyd, Dire Straits und Deep Purple in der Liste der 200 besten Rockbands aller Zeiten beim WDR2 aufgeführt.

GROBSCHNITT wurde von den Lesern eines Rockmagazins als beste Live-Act-Band 2008 gewählt.

Dieter: Vielleicht sollte ich mich mal nackt ins Schaufenster stellen, damit die Leute hierhin schauen. Dazu Norbert: …hat keinen Zweck. Dafür müsste der Oberberger den Kopf drehen…

Nach dem Pressemeeting im Haus Zach:
Dieter: …mein selbstgebackener Streusel hat so beschissen geschmeckt, das Konzert kann nur ein Erfolg werden…

Norbert:…ich bin durchsetzt von oberbergischem natürlichem Charme…

Während des Interviews von Milla Kapolke und Tatti auf der Schloßbühne während des Altstadtfestes:
Dieter:…die stehen ja zur Hälfte im dunkeln. Norbert:…das ist bekannt…

Dieter:…meinst Du die wissen hier was im Oktober auf Hückeswagen zukommt? Norbert:…ja, im Dezember.

Dieter bei der Durchsicht der weiblichen GROBSCHNITT-Fans:….gut das ich verheiratet bin.